Klaus Franz hat geschrieben:Es kommt auch immer auf das Publikum an.
Ich präsentiere meine Dia-Shows ausschließlich im Kreise der Familie oder Freunde.
Die würden schreiend rauslaufen, wenn ich mit Mythen und Märchen anfange.
av-digi spricht hier von Referenten. Also ein Mensch, der sich vor sein Publikum stellt und seine Diashow dem Publikum näherbringt.
Wo ist da der Unterschied ? hat die Schau im Familienkreis nicht auch ein Recht auf Qualität.
Das innerhalb einer Familie sowieso niemand den Vortragenden kritisieren wird, liegt doch auf der Hand.
Niemand wird hier gezwungen von meinen Vorschlägen und Tipps Gebrauch zu machen, aber es gibt auch Menschen die ihr Hobby gut machen wollen und sich von der Masse der schlechten Schauen abheben wollen.
Wer außerdem polemisch eine Satz aus dem Zusammenhang reisst und als Antwort hier präsentiert benutzt BILD-Zeitungs-Stil. Hier wird auch nichts kanalisiert und typisch deutsch in feste Bahnen gepresst. Alles was ich hier schreibe, ist jahrelang bewährte internationale Arbeitsweise für (früher Diaschauen) und heute für AV-Produktionen. Was soll falsch daran sein, von Profis was zu lernen ? Das kann doch hier jeder für selbst entscheiden. Mit Polemik ist hier niemand geholfen !!!
Nun zu der Frage eines interessierten Users, der wissen will was ein "Drittes Bild" ist:
Ein "Drittes Bild" entsteht ducrh die langsame Überblendung von 2 Bildern, die inhaltlich zueinander gehören und gestalterisch in Farbe, Aufbau und Gliederung zueinander gehören.
Was auch heisst das schon vor der Aufnahme entsprechend geplant und fotografiert wird.
Hier drei Beispiele dazu:
http://www.av-hirsch.de/thailand/dritte ... 1_10cm.jpg
http://www.av-hirsch.de/thailand/dritte ... 2_10cm.jpg
http://www.av-hirsch.de/thailand/dritte ... 3_10cm.jpg
Hier der versprochene Beitrag von Frau Frohnweiler:
(Frau Frohnweiler ist die Grande-Dame der internationalen Diaporama-Scene)
Bild nach Bild
Der Mensch ist von Natur aus dafür programmiert, aus seiner Umgebung Informationen zu gewinnen, denn das ist von Anfang an die Grundvoraussetzung für sein Überleben. Sein Gehirn versucht unaufhörlich das Hintereinander seiner visuellen Eindrücke zu einem Sinn zu verbinden. Von dieser Basis muss jeder, der eine audiovisuelle Arbeit gestaltet, ausgehen. Es ist deswegen alles andere als gleichgültig, in welcher Reihenfolge dem Zuschauer Bilder angeboten werden. Es läge nahe, ein Ereignis in seinem Ablauf, z.B. in einem Film, minutiös ohne Unterbrechung ablaufen zu lassen. Jeder weiß aber, dass es nichts Langweiligeres gibt, als über einen längeren Zeitlauf einer Handlung ohne Unterbrechung zu folgen. Das hängt mit einer anderen Eigenschaft der Psyche zusammen.
Ein gleichbleibender Eindruck ohne Überraschung stumpft ab, die Aufmerksamkeit lässt nach, Langeweile breitet sich aus. Es gilt also für jeden, der ein audiosvisuelles Werk produziert, den Ablauf seiner Bilder genau zu planen bzw. zu kontrollieren. Beim Film geschieht das durch den Schnitt, bei der Diaschau kann die Überblendung Bild mit Bild zu einer Sequenz verbinden, während Szenen-(Themen-)wechsel meistens mit Cut stattfindet. Es ist nicht von ungefähr, dass der Schnitt eines Spielfilms oft über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, denn sowohl für das Erkennen einer Information als auch für das Entwickeln einer Emotion bedarf es einer gewissen Zeitspanne. Wird diese unterschritten, kommt die Botschaft nicht an, im Unterbewusstsein entstehen Ärger und Widerwillen. Umgekehrt lässt bei zu lang ausgewalzten Passagen Langeweile äußerstes Missbehagen aufkommen. Der unerfahrene Amateur, der eine audiovisuelle Produktion gestaltet und diese Zusammenhänge nicht kennt, gibt dann manchmal dem Zuschauer die Schuld, dass der „seine" Produktion nicht versteht oder uninteressant findet.
Die Reihenfolge der Bilder
Die Menschen sind verschieden. Ihre Fähigkeit Informationen zu verarbeiten, ist unterschiedlich. Auch das muss berücksichtigt werden. Es wäre schlimm, sich am untersten Niveau zu orientieren, um bei allen Erfolg zu haben. Deshalb haben Könner die Möglichkeit gefunden, den Ablauf und die gewünschte Information allgemein verständlich auszudrücken, aber als gewissen „Subtext" noch weitere Botschaften unterzubringen, die dem Anspruchsvollen zusätzliche Botschaften vermitteln: Das Geheimnis mancher Film-Welterfolge. Bei audiovisuellen Produktionen gehören in diese Gruppe diejenigen, die zum eigenen Nachdenken anregen, die bei mehrmaligem Anschauen nicht langweilen, sondern in denen man jeweils immer neue Dinge entdeckt, die beim ersten Betrachten entgangen sind.
Beschäftigen wir uns mit dem Hintereinander in einer audiovisuellen Schau: Jeder erfahrene Produzent weiß, dass man mit einem Haufen exzellenter Einzelbilder nach den Regeln der Kunst (Goldener Schnitt etc.) keine guten audiovisuellen Schauen machen kann. Solche Einzelbilder mögen für einen Live-Diavortrag, bei dem zu jedem Bild ein Kommentar gesprochen wird, nützlich sein, aber den Ablauf einer programmierten Schau kann man damit nicht realisieren. Man muss also ganz neu lernen, wie man für eine Produktion fotografiert.
Eine audiovisuelle Produktion besteht, wenn sie länger als 3 – 4 Minuten ist und inhaltlich mehr darstellt als eine Bildserie verwandter Objekte, im allgemein aus mehreren Sequenzen, entsprechend den Szenen bei einem Film. Es leuchtet ein, dass diese mehr oder weniger kurzen Sequenzen in sich eine gewisse Einheitlichkeit aufweisen müssen, sogar oft am gleichen Ort zu gleicher Zeit aufgenommen wurden. Deshalb sind isolierte Einzelbilder, so perfekt sie auch sein mögen, so ungeheuer schwer in eine Diaschau zu integrieren. Man muss also von vornherein sequenziell fotografieren. Was passiert aber innerhalb einer Sequenz? Wie kann die Abfolge der Bilder den Zuschauer beeinflussen? Um das näher zu untersuchen, betrachten wir einmal einige einfache Beispiele von Bildfolgen in ihrer Wirkung.
Bildfolge und Bildwirkung
# Die Unschärfe, die sich in Schärfe verwandelt, bedeutet, dass Klarheit gewonnen wird, Aufwachen, Übergang zu Aktivität, Heraustreten aus der Anonymität, Neubeginn, o. ä.
# Kommt die verdorrte Blume vor oder nach der blühenden? Jeder versteht sofort die jeweilige Symbolik.
# Ähnlich verhält es sich mit „dem Licht am Ende des Tunnels". Im einen Fall die Hoffnung auf Entkommen, im anderen die pessimistische Resignation.
# Eine positive Tendenz wird ausgedrückt durch einen Übergang von dunkel zu hell, umgekehrt lässt hell zu dunkel Negatives ahnen.
# Entsprechend wirken auf-oder absteigende Linien in Bildfolgen.
# Schärfe, die zu Unschärfe wird, suggeriert Vergänglichkeit, Verschwinden, Verblassen einer Erinnerung, Einschlafen, Verlieren in Gefühlen und im Irrationalen, u. ä.
Sequenzielle Bildgestaltung
Diese Bildfolgen müssen schon beim Erstellen des Bildmaterials berücksichtigt werden. Besser ein Bild zuviel aufnehmen als hinterher nur über Einzelbilder zu verfügen. Dies sind nur einige primitive, leicht verständliche Assoziationen im Hintereinander von Bildern. Dass aber vom Betrachter zwangsläufig immer inhaltliche Assoziationen gesucht werden, sollte beim Zusammenstellen einer Sequenz stets bewusst bleiben. So wird eine fröhliche Szene in einem Weinkeller bei einer Weinprobe, wenn sie in einer audiovisuellen Schau nach einem unheimlichen Tunnel mit schwarzen Händen folgt, zu einer beängstigenden Vorstellung von teuflischen Riten. Eine Produktion ist keine Bildergalerie, in der – unabhängig voneinander – einzelne Bilder betrachtet werden. Bereits bei der Aufnahme muss man in Sequenzen für die spätere audiovisuelle Produktion denken. Wer schon hier mit einem guten Storyboard arbeitet, hat es bei der anschließenden Produktion sehr viel leichter.
Die Überblendung
Beim Film besteht eine Verbindung von „Eindruck" zu „Eindruck" durch die Bewegung, bei der Diaschau kann (muss nicht) innerhalb einer Sequenz Bild mit Bild durch die Überblendung verbunden werden. Das kann so geschickt erfolgen, dass die Zuschauer später oft von dem „Film" sprechen, den sie gesehen haben. (Das ist bei einer unserer Diaschauen sogar schon einem Kunstkritiker im Feuilleton passiert!). Durch die Überblendung wird eine sehr enge Bildverbindung geschaffen, die ihre starke Wirkung auch dadurch erreicht, dass sie von der beim Film gewohnten Bewegungsverbindung verschieden ist. (Bei alten Schwarzweißfilmen sieht man übrigens manchmal auch sehr gelungene Überblendbeispiele. Da grundsätzlich nichts gegen Überblendung im Film spricht, scheinen Überblendeffekte wohl „aus der Mode" gekommen zu sein.). Eine Überblendung ist nicht einfach nur ein Programmiervorgang, den man in den Computer eingibt. Sie darf nicht Bilder verunstalten, sie muss sie vielmehr steigern, ergänzen und verbessern. Nur in Ausnahmefällen (Science Fiction, Humor) sollen die Übergänge Situationen oder Gegenstände zeigen, die in der Realität undenkbar sind. Also keine zwei Sonnen am Himmel, Kamele auf Palmen oder Flugzeuge in der Hotellounge, auch wenn es noch so schick aussieht!
Die Überblendung ist der größte Reiz einer audiovisuellen Produktion und zugleich auch die größte Herausforderung für den Produzenten, die ihren Höhepunkt im sogenannten Dritten Bild erreicht.
Aus AV-Tipp von Gertrud Frohnweiler
Nachsatz: auch wenn dieser Artikel schon älter ist, die angesprochenen Themen sind immer noch gültig