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Herr Müller von der Müllermilch

Verfasst: Di Nov 08, 2005 16:29
von gutschein
Was haltet ihr davon.


Zitat von m.edelmann
Das hier, das ist der Herr Müller. Der Herr Müller kommt aus Aretsried, das liegt in Bayern, also ganz im Süden. Der Herr Müller ist ein Unternehmer und das, was in den Fabriken von Herrn Müller hergestellt wird, habt ihr sicher alle schon mal gesehen, wenn ihr im Supermarkt wart. Der Herr Müller stellt nämlich lauter Sachen her, die aus Milch gemacht werden. Naja, eigentlich stellen die Kühe die Milch her, aber der Herr Müller verpackt sie schön und sorgt dafür, daß sie in den Supermarkt kommen, wo ihr sie dann kaufen könnt.
Die Sachen, die der Herr Müller herstellt sind so gut, daß sogar der Herr Bohlen dafür Werbung gemacht hat. Weil der Herr Müller ein Unternehmer ist, hat er sich gedacht, er unternimmt mal was und baut eine neue Fabrik. Und zwar baut er sie in Sachsen, das ist ganz im Osten.
Eigentlich braucht niemand eine neue Milchfabrik, weil es schon viel zu viele davon gibt, und diese viel zu viele Milchprodukte produzieren, aber der Herr Müller hat sie trotzdem gebaut. Und weil die Leute in Sachsen ganz arm sind und keine Arbeitsplätze haben, unterstützt der Staat den Bau neuer Fabriken mit Geld. Arbeitsplätze hat man nämlich im Gegensatz zu Milchprodukten nie genug. Also hat der Herr Müller einen Antrag ausgefüllt, ihn zur Post gebracht und abgeschickt. Ein paar Tage später haben ihm dann das Land Sachsen und die Herren von der Europäischen Union in Brüssel einen Scheck über 70 Millionen Euro geschickt.
70 Millionen, das ist eine Zahl mit sieben Nullen, also ganz viel Geld. Viel mehr, als in euer Sparschwein passt. Der Herr Müller hat also seine neue Fabrik gebaut und 158 Leute eingestellt. Hurra, Herr Müller.
Nachdem die neue Fabrik von Herrn Müller nun ganz viele Milchprodukte hergestellt hat, hat er gemerkt, daß er sie gar nicht verkaufen kann, denn es gibt ja viel zu viele Fabriken und Milchprodukte.
Naja, eigentlich hat er das schon vorher gewußt, auch die Herren vom Land Sachen und der Europäischen Union haben das gewußt, es ist nämlich kein Geheimnis. Das Geld haben sie ihm trotzdem gegeben. Ist ja nicht ihr Geld, sondern eures. Klingt komisch, ist aber so. Also was hat er gemacht, der Herr Müller? In Niedersachsen, das ist ziemlich weit im Norden, hat der Herr Müller auch eine Fabrik. Die steht da schon seit 85 Jahren und irgendwann hatte der Herr Müller sie gekauft. Weil er jetzt die schöne neue Fabrik in Sachsen hatte, hat der Herr Müller die alte Fabrik in Niedersachsen nicht mehr gebraucht, er hat sie geschlossen und 175 Menschen haben ihre Arbeit verloren. Wenn ihr in der Schule gut aufgepasst habt, dann habt ihr sicher schon gemerkt, daß der Herr Müller 17 Arbeitsplätze weniger geschaffen habt, als er abgebaut hat. Dafür hat er 70 Millionen Euro bekommen.
Wenn ihr jetzt die 70 Millionen durch 17 teilt, dafür könnt ihr ruhig einen Taschenrechner nehmen, dann wißt ihr, daß der Herr Müller für jeden vernichteten Arbeitsplatz über 4 Millionen Euro bekommen hat.
Da lacht er, der Herr Müller. Natürlich nur, wenn niemand hinsieht. Ansonsten guckt er ganz traurig und erzählt jedem, wie schlecht es ihm geht. Aber der Herr Müller sitzt nicht nur rum, sondern er sorgt auch dafür, daß es ihm besser geht. Er ist nämlich sparsam, der Herr Müller.
Sicher kennt ihr die Becher, in denen früher die Milch von Herrn Müller verkauft wurden. Die schmeckt gut und es passten 500 ml rein, das ist ein halber Liter. Seit einiger Zeit verkauft der Herr Müller seine Milch aber in lustigen Flaschen, nicht mehr in Bechern. Die sind praktisch, weil man sie wieder verschließen kann und sehen hübsch aus. Allerdings sind nur noch 400 ml drin, sie kosten aber dasselbe. Da spart er was, der Herr Müller. Und sparen ist eine Tugend, das wissen wir alle. Wenn ihr jetzt fragt, warum solche ekelhaften Schmarotzer wie der Herr Müller nicht einfach an den nächsten Baum gehängt werden, dann muß ich euch sagen, daß man so etwas einfach nicht tut. Wenn ihr aber das nächste mal im Supermarkt seid, dann laßt doch einfach die Sachen vom Herrn Müller im Regal stehen und kauft die Sachen, die daneben stehen. Die schmecken genauso gut, sind meistens billiger und werden vielleicht von einem Unternehmer hergestellt, für den der Begriff "soziale Verantwortung" noch eine Bedeutung hat.

Zwar bissig geschrieben aber wahr oder?

Wer's lieber nüchtern mag:

http://www.mail-archive.com/bundnews@ne ... 00012.html[/quote]

Verfasst: Di Nov 08, 2005 17:36
von KlaWeLi
Ich ärgere mich jedes Jahr aufs Neue über den Bericht des Bundesrechnungshofes (?), in dem die Verschwendung von Steuergeldern aufgelistet wird.
Kümmert es jemanden? Wird jemand zur Rechenschaft gezogen?

Da braucht man sich doch über oben genanntes nicht wundern :evil:

Verfasst: Di Nov 08, 2005 17:42
von stefant
Tja, und weil dem Herrn Müller die Kritik von solchen bösen Schreiberlingen (das Teil kursiert schon eine ganze Weile im Internet) gar nicht abkann, ist er ins Ausland gezogen. Da muss er auch nicht so viel Steuern zahlen, wie bei uns. Und die Leute von Greenpeace sind wirklich ganz gemein zu ihm. Die meckern und protestieren dauernd, weil die Kühe, von denen er die Milch bekommt, zum Teil genmanipuliertes Futter (Gen-Soja und Gen-Mais) bekommen.

Spass beiseite. Müller-Milch links liegen zu lassen ist nicht so einfach. Weihenstephaner und Sachsenmilch gehören zu Müller. Auch für die Eigenmarken von Handelsketten wie Penny, Minimal (beide Rewe), Plus (Tengelmann), Aldi und Lidl stellt Müller Erzeugnisse her. Greenpeace fand heraus, dass Lidl für seine Marke Milbona unter anderem Milch von Müller verwendet. Ebenso Aldi für seine Marken Milsani und Milfina. Ausserdem ist er vor einiger Zeit bei Nordsee eingestiegen.

Ob die Milch von einer der drei Müller-Molkereien oder der Müller-Käserei stammt, erkennt man an der so genannten EWG-Betriebsnummer auf dem Etikett: D-BY 718 Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG, Aretsried (Bayern)

Verfasst: Mi Nov 09, 2005 8:39
von Wolke36
:oops: ...und wennsde dann daran denkst, daß seinerzeit im Märchenlande Deutschland 1955, also vor 50 Jahren diese Unterschleife-, Betrugs- und Mitnahme-Geschichten schon öffentlich und be Strafe publik gemacht wurden - und sich und "Wir" und andere Bundes-Republikaner bis hin zum "Wieder-Vereinigungs-Unternehmen.."-Minister und auch Kanzler an und in der Gewinn-Sichtweise nimmernichts aber auch ganz und garnichts geändert wurde - dann nimmste in eigener Kauf-Zukunft ganz gelassen hin, daß die Regel des Machers und "Ministers" eben Panzer-Onkel-Strauß, Deutsche Bank-, VW- und Daimler-, Wolff- und Kohl etc pp-Peanuts- und REINES Gewinn-Expansions-Denken zu sein hat.
Nur keine Aufregung nicht - gilt doch für alle:
Ob Müller, Meier, Strauß und Schmidt (Anwesende natürlich doch immer ausgeschlossen...) - sie nehmen ´nen Gewinn ganz gerne mit... .

Verfasst: Do Nov 10, 2005 9:36
von Günter Pischel
...und wie 'nennt' man nun einen 'Müller-Menschen-Typ' :

'Tüchtiger- und cleverer Geschäftsmann' oder
'Subventions-Betrüger und -Gauner?'

Verfasst: Do Nov 10, 2005 14:28
von gutschein
Hallo Günter,


Günter Pischel hat geschrieben:...und wie 'nennt' man nun einen 'Müller-Menschen-Typ' :
Vor 15 Jahren wäre es der allgemeinen Moral nach ein..
'Subventions-Betrüger und -Gauner?'

Heute im Zeitalter von Geiz ist geil einen
'Tüchtiger- und cleverer Geschäftsmann' oder
:cry: :cry: :cry: :cry: :cry:

ciao
gutschein

Verfasst: Do Nov 10, 2005 14:53
von Wolke36
... :lol: :lol: - vor 15 Jahren?? Erinnerungs-Auffrischung: Nur als kleines - aber signifikantes Beispiel Dr. F.-J. Strauß wurde "nienimmernicht..." von den zur Strafverfolgung verpflichteten Behörden als Gauner, Ganeff - Steuerbetrüger oder Schieber bezeichnet. Das traute sich damals nur ein "Hamburger Nachrichtenmagazin", und der "Pflasterstrand" wurde wegen Verleumdung und Ehrverletzung verklagt vom Minister verklagt...
Gab aber in der Folge noch viel mehr der Typen, die mit einem unschuldig bleú-blauen Auge davonkamen: Bankiers, Politiker mit "..von-Familie.." und viele viele sogenannt ehrliche Unternehmer.
Und der große Bank- und Unter-den Nagelreiß-Reibach mit der Einverleibung von Unternehmen aus der ehemaligen DDR ist ja auf den Tag gerade mal sage und schreibe 15 Jahre her - ein Jahr nach der DDR-Pleite vor 16 Jahren....

Verfasst: Do Nov 10, 2005 15:10
von Virginizer
Zu meiner Jugendzeit hat man immer auf die Mafia in Italien geschimpft. In Deutschland sitzt die Mafia in den "oberen Etagen".

Ob Geschäftsmann oder Politiker - eine Krähe hakt der anderen kein Auge aus.

Nach dem Motto: Gibst du mir, geb` ich dir.

Verfasst: Do Nov 10, 2005 15:29
von gutschein
Stimmt.

und dann schimpft man immer auf die Jugend.
Dabei sind diese nichts anderes als der Spiegel unsere Gesellschaft.
Oftmals wird Intelligenz und Schlitzohrigkeit mit unfairness gleichgesetzt bzw. verwechselt.

Vielleicht kommt nach den Zeitaltern der Kraft -> Intelligenz -> das Zeitalter der Wertschätzung?

oder haben wir die 2 Stufe noch gar nicht erricht?

ciao
gutschein

Verfasst: Do Nov 10, 2005 18:52
von Wolke36
.... na das mit der Intelligenz - dem Zeitalter...? Es ist doch zumindest deutlich feststellbar, daß die gesellschaftlich vorgegebene Moralvorstellung und damit auch deren Ethik im politischen wie auch im merkantilen Verhalten keinen Gewinn oder Erfolg verspricht: Die Forderung nach der Gewinnmaximierung bei geringstem Einsatz ist die erste Verhaltensregel für jeden meßbaren Erfolg. Das bedeutet, daß die Erziehung zur "Wertschätzung" der bisher indoktrinierten sogenannten "Werte des christlichen Abendlandes..." oder ihrer gesellschaftspolitischen Äquivalente der z.B. sozialistischen Vorstellungen - für den bewußt nach dem wirtschaftlichen, dem finanziellen Erfolg strebenden Menschen in der Konkurrenz mit dem Mit-Bewerbern ein zu beseitigender Hinderungsgrund ist.
Das allgemeine Nord-Süd-Verhalten, die 0,5...5% Verteiler-Vorstellung, Geiselnahme mit fianzieller Erpressung in sogenannten "Urlaubs"-Ländern, die "das Boot-ist-voll-Mentalität.." ist - wie auch das z.Zt. beobachtbare Ausbrechnen der Gewalt in den Suburben Frankreichs - Zeichen der absoluten Haben-Verteidigung und das Ende der eben bisher gängigen Moral- und Ethik-Vorstellungen von Gut und Böse.

Verfasst: Do Nov 10, 2005 20:43
von stefant
Es gibt aber auch seltene Ausnahmen zu den "Heuschrecken" und "cleveren Geschäftsmännern". Eine z.B. ist Wendelin Wiedekind, chef von Porsche. Porsche hat auf eine 10stellige Subvention von der EU beim Bau ihres Werkes in Leipzig verzichtet. Diese hätten sie auf Antrag bekommen, da alle Kritierien (Schaffung von Arbeitsplätzen!!) erfüllt waren. Wiedekind war aber der Meinung: erstens stemmen wir die finanzierung auch ohne die EU und zweitens produziert Porsche ausschliesslich Luxusartikel. Es wäre seiner Meinung nach nicht korrekt, für solche Produkte (die eigentlich keiner braucht) eine solche Subvention zu bekommen. Theo Müller war da wohl anderer Ansicht. :evil: :evil: